Freiwilligendienst - Nachhaltigkeit und Solidarität in Spanien 2023-24
Als ich mich für mein Freiwilligenprojekt vom ESK für 7 Monate in Burgos, Spanien beworben habe, habe ich mich vor allem darauf gefreut, aus dem Schulsystem rauszukommen und trotzdem viel zu lernen, aber eben mehr auf eine praktische Weise. Was ich an meinem Projekt toll fand, ist, dass es verschiedene Bereiche kombiniert, nämlich Soziales und ökologische Landwirtschaft.
Die Empfängerorganisation ist AMYCOS und diese hat Kooperationen mit Projekten, in denen ich gearbeitet habe.
Zwei Tage die Woche habe ich in der „HUERTA MOLINILLO“ gearbeitet, einem urbanen Gemüsegarten, der jede Woche Gemüsekisten zusammenstellt und an Abonnenten ausgibt. Durch dieses Projekt wird die lokale und ökologische Produktion von Gemüse unterstützt. Die Arbeit war manchmal anstrengend, weil die Aufgaben oft simpel und Routine waren und die Arbeiter*innen ziemlich gestresst, aber es gab noch zwei andere Freiwillige in dem Projekt, mit denen ich mich schnell befreundet habe und mit denen ich viele schöne Momente und gute Gespräche im Gemüsegarten hatte.
Ein anderer Teil des Projekts war APACID, ein Verband, der Freizeitgestaltung für Menschen mit geistiger Behinderung anbietet. Da habe ich bei verschiedenen Aktivitäten mitgeholfen wie Tanzen, Theater, Basketball und Ausflügen. Das war am Anfang ziemlich herausfordernd, weil ich noch kein Spanisch konnte und vorher kaum Kontakt zu Menschen mit geistiger Behinderung gehabt hatte. Dadurch habe ich in den 7 Monaten viel gelernt: aufmerksamer zu schauen und nachzufragen, ob jemand Hilfe braucht, mich klar und verständlich auszudrücken, einen Rollstuhl zu schieben. Mir ist auch nochmal bewusst geworden, wie wichtig nonverbale Kommunikation ist und dass das sogar verbindender sein kann als Worte.
Dann hatte ich noch die Aufgabe, zusammen mit einem anderen Freiwilligen ein paar Englischstunden an einer Montessorischule zu geben. Die Gruppe bestand aus 16 Kindern von verschiedenen Klassenstufen und es hat mir sehr viel Spaß gemacht, mir kreative Lernmethoden auszudenken und fand es toll, eine Alternative zum klassischen Schulsystem zu unterstützen.
Immer, wenn ich keine Projektaktivitäten hatte, konnte ich zu ATALAYA gehen, eine von Jesuiten gegründete Sprachschule für Immigranten, an der von Freiwilligen unterrichtet wird. Dort gibt es auch andere kostenlose Angebote wie Kochkurse oder Kleidung, um bei der Integration zu helfen.
Wir Freiwillige von Amycos durften auch am Spanischunterricht teilnehmen, so 6h pro Woche.
Das war für mich ein entscheidender Teil der Erfahrung hier, weil ich natürlich mein Spanisch verbessert habe, aber auch viele Menschen mit spannenden Geschichten kennengelernt habe. Teilweise habe ich wirklich schlimme Dinge gehört und fand es bewundernswert, wie stark Menschen sein können. Gleichzeitig waren die Unterrichtsstunden oft lustig und wir hatten eine gute Zeit mit vielen Kaffeepausen.
Ein weiterer wichtiger Teil war natürlich auch meine Freizeit! In der habe ich oft Sport gemacht und mich mit Freunden getroffen. Es war zum Glück leicht, Freundschaften zu schließen, weil es ziemlich viele Freiwillige vom ESK in Burgos gibt, die auch gut vernetzt sind und sehr offene, liebe Menschen. Ich fand es schön, dass im Projekt nicht nur europäische, sondern auch tunesische Freiwillige teilgenommen haben, die auch zu meinen Freunden wurden. Sie sind muslimisch und haben zu vielen Themen andere Meinungen als ich, weswegen wir viel diskutieren und uns provozieren konnten aus Spaß natürlich. Generell war das das erste Mal, dass ich Freunde hatte, die wesentlich älter sind als ich und es war cool trotzdem Gemeinsamkeiten zu finden, obwohl wir in ganz verschiedenen Lebensphasen sind. Manche sind nämlich schon fertig mit ihrem Studium und denken ans Heiraten und ich habe gerade mal die Schule beendet.
Ich könnte noch sehr viel mehr schreiben, aber hoffe ihr habt einen ganz guten Eindruck vom Projekt bekommen und insgesamt kann ich sagen, dass es eine sehr schöne und bereichernde Erfahrung war, durch die ich viel gelernt habe und hoffe, ihr bekommt die Chance, etwas ähnliches zu erleben!