Korsika - die Maroneninsel um Neujahr

Fernweh? Wir wollen die Welt und ihre wunderbare Natur entdecken, doch wie können wir das gestalten, dass uns diese auch noch lange erhalten bleibt? Birte nimmt uns mit auf die Insel Korsika.

Anreise, der sanfte Einstieg in den Urlaub 

Korsika, die Insel der Maronen und auch die Insel, auf der Napoleon geboren wurde, war unser Reiseziel für den Jahreswechsel. Wir fuhren zu zweit mit Bahn und Fähre auf diese schöne Insel im Mittelmeer. 

Wir nahmen die Bahn nach Marseille. Von dort bzw. dem nahegelegenen Toulon hätten wir direkt die Fähre nehmen können, uns aber für einen Zwischenstopp in der Küstenstadt entschieden. Die Stadt Marseille begeisterte uns direkt mit ihren alten Gebäuden, dem schönen Hafen und einem tollen Markt für frischen Fisch, allerlei Gemüse, Obst und selbstgemachten Backwaren und Speisen. Außerdem liefen wir zur Kirche Notre Dame de la Garde, von wo aus wir eine großartige Aussicht auf die Stadt und das Meer hatten. 

Nach weiteren 45 Minuten Zugfahrt am nächsten Tag erreichten wir die Hafenstadt Toulon. Der Abend in Toulon am Hafen im Restaurant, mit Blick auf die Fähre, war ebenfalls ein erstes tolles In-den-Urlaub-starten und nach der Nacht auf der Fähre wachten wir direkt im Hafen von Bastia auf Korsika auf. 

Vor Ort, jeden Tag ein kleines Abenteuer 

Wir blieben zwei Wochen, jeweils eine Woche in einer Stadt (Bastia und Ajaccio) in Ferienwohnungen. So hatten wir Privatsphäre, konnten zuhause kochen und den Urlaub voll zum Abschalten und Auftanken genießen. Außerdem waren Ferienwohnungen auf der Insel kaum teurer als Hostels oder Hotels. 

Von Bastia im Nordosten aus unternahmen wir viele kleine Ausflüge in die Umgebung. Bereits die Stadt bietet einen schönen großen Strand und ein Küsten-Feuchtgebiet (Étang de Biguglia) als tolles Ausflugsziel.  

Von der Stadt Bastia aus führten mehrere Wanderwege aus direkt in die im Innenland liegenden Berge. Wir besuchten alte Eishütten, in denen früher – ganz ohne Strom - Eis gelagert wurde. Die Wanderung dorthin war sehr abwechslungsreich durch kleine mediterrane Wäldchen, über Felsen und mit verschiedenen Aussichtspunkten. Und es gab viele leuchtend rote Bärenfrüchtebeeren (oder auch Erdbeerbaumbeeren genannt), die wir auf dem Weg von den Bäumen pflücken und direkt naschen konnten.  

Auch die Nordspitze Korsikas (Halbinsel Cap Corse) ist definitiv einen Besuch wert und bietet zahlreiche schöne Buchten, Aussichtspunkte, tolle Felsformationen und beeindruckende Farbkombinationen der verschiedenen Gesteine. An einigen Punkten wehte der Wind so doll, dass wir uns kaum unterhalten konnten, kaum einen geraden Schritt gehen konnten und auch ein Pinkel-Stopp hinter den Felsen nicht möglich war…  

Von Bastia nach Ajaccio über Corte fuhren wir mit der kleinen Schmalspurbahn mit tollem Ausblick durch die großen Panoramafenster auf die Berge, Wälder und Täler.  

Auf dem Weg in den Süden machten wir einen Halt in Corte. In Corte gibt es ebenfalls ein wunderschönes Wandergebiet, dass von einem wilden Fluss in einem beeindruckenden Tal sowie vielen Wanderwegen durch Landschaften aus Felsen, Gebüsch und kleinen Bäumen gekennzeichnet ist. Allerdings verliefen wir uns hier, da die Beschilderung der Wanderwege kaum vorhanden war, und endeten einmal an einer kleinen Steilwand, wo wir dann etwas mutig doch zurück auf den richtigen Weg runterkletterten. Ein anders Mal mussten wir uns durch sehr kleine Pfade in etwa brusthohem stacheligem Gebüsch schlängeln, sodass wir uns zwischendurch kaum noch gegenseitig sahen. Dabei begegneten wir zornig wirkenden Kühen, die zwischen den Büschen grasten.  Durch und durch ein schönes kleines Abenteuer. In kurzen Klamotten, total verschwitzt von der Wanderung in der Sonne, saßen wir wieder in der Bahn auf der Weiterfahrt nach Ajaccio. Dabei bestaunten wir durch die großen Panoramafenster des Zuges die schneebedeckten Spitzen der Berge. 

Und auch in und um Ajaccio sowie an der Westküste Korsikas gibt es viel zu entdecken. An der Küste entlang sind wir sehr leicht mit dem Bus (eine Fahrt war umsonst, die andere hat 1Euro gekostet) an die Spitze „Pointe de la Parata“ mit Blick auf eine kleine Inselgruppe direkt vor der Küste gekommen. Als wir hier entlangwanderten, sahen wir Delfine die Küste entlangschwimmen. Das war ein sehr schönes und unverhofftes Naturerlebnis. Auch die Landschaft dort an der Küste war wunderschön und besonders ein kleiner Weg durch hohes Gebüsch, wo wir uns fast fühlten wie in einem Labyrinth, löste weitere Abenteuergefühle und Naturverbundenheit in uns aus. Zum Abschluss gab es noch ein Picknick auf den beeindruckenden gelben-orange-roten Felsen. Wir waren nur etwa drei Stunden unterwegs, doch die Landschaft war sehr abwechslungsreich. 

Die Stadt selbst bietet kleine Ausflugsziele wie das Geburtshaus von Napoleon samt Museum, Strände und den Hafen, wo wir ganz unverhofft und unendlich entzückt und begeistert (eine von uns liebt Kraken) an den Steinen einen Oktopus bestaunen konnten.  

Weitere Ausflüge zu den Roten Felsen von Pian und dem Capo Rosso sowie eine tolle Wanderung zu einem Wasserfall (Cascade d´Ortola) und dem Stausee bei Tolla, waren ebenfalls sehr schön und als kleiner Ausflug machbar. Hier gab es Massen an Maronen und so sammelten wir fleißig die Früchte, die der Insel auch einen ihren Spitznamen gaben. Ebenfalls typisch für Korsika ist das Kastanienbier „Pietra“, so wie es auch Maronenpudding, -muss, -creme und Co. zu kaufen gibt. 

Wir aßen also am letzten Abend selbstgesammelte Maronen auf der schönen Maroneninsel als gelungenen Abschluss der Reise. 

Wieso habt ihr euch für eine Reise ohne Flugzeug entschieden? 

Der Klimawandel ist mittlerweile nicht mehr zu übersehen und gerade beim Reisen fällt das immer wieder auf. Die Temperaturen in den Ländern haben sich geändert, man sieht Dürren, Überschwemmungen oder Ähnliches und bei Gesprächen mit Menschen vor Ort ist auch dies schnell ein Thema. Ausfallende Ernten, verschobenen Jahreszeiten etc. Auch Waldbrände durch Feuer, die außer Kontrolle geraten, nehmen in vielen Ländern zu, zerstören große Waldgebiete und sind auch auf Korsika ein Problem, dass wir selbst an einem Tag miterlebten.  

Flüge sind mit die größten direkten Belastungen, die wir als Einzelpersonen auf das Klima haben bzw. die wir direkt verhindern können. Daher wollen wir so wenig wie möglich fliegen und erst recht nicht an Orte, die auch gut mit anderen Verkehrsmitteln zu erreichen sind. Vor allem innerhalb Europas ist dies der Fall. 

Und gerade von Deutschland nach Frankreich gibt es gute Verbindungen und mit der Fähre über Nacht war so auch die An- und Abfahrt sehr angenehm und als schöne gemeinsame Zeit zu genießen. 

Was hat die Reise zu einem besonderen Erlebnis gemacht? 

Die Fährfahrten über Nacht sind einfach immer wieder schön und kleine Abenteuer. Wir sind selten auf Schiffen, was es jedes Mal zu einem einzigartigen und besonderen Erlebnis macht. Zudem ist es ein magisches Gefühl zu wissen, dass man rundum vom Meer umgeben ist. 

Auch unser erster Zwischenstopp Marseille, der als Pause in der langen Anfahrt diente, war überraschend schön. Wir konnten eine kleine Stadttour machen und bei schönstem Sonnenschein die unerwartet beeindruckende Stadt erkunden. Schon allein hierfür hatte sich die längere Fahrt (statt z.B. eines Fluges) gelohnt. 

Ein weiteres Highlight war die Panorama-Bahn Korsikas, mit der wir vom Nordosten bis zum Südwesten der Insel fuhren. Die kleine alte Bahn mit den schönen großen Fenstern bot einen bequemen Ortswechsel mit grandioser Aussicht auf schneebedeckte Berge, grüne Täler, einen großen Fluss und abschnittsweise auch auf die schöne Küste. Dies hätte eine Autofahrt nicht bieten können. 

Neben der beeindruckenden Landschaft waren auch die tollen Tierbegegnungen mit Delfinen, Oktopus und den dortigen Vögeln im Winter ein besonderes Erlebnis unserer Reise 

 

Welche Herausforderungen hattet ihr bei eurer Reise? 

Wir hatten nur zwei Herausforderungen während unserer Reise: 

Die erste war, dass im Winter in Korsika vieles geschlossen ist, weil keine Touristensaison ist. So war zwar alles angenehm leer und wir hatten die Strände und Wanderwege fast für uns allein. Dafür konnten wir uns beispielsweise keine Kajaks ausleihen und einige Busse fuhren nur seltener oder gar nicht (reduzierter Winterfahrplan). 

Besonders schade war dies, weil wir so nicht nach Bonifacio an die Südspitze kamen, was auch eine sehenswerte Festungstadt mit weißen Kreidefelsen sein soll. Doch Korsika hatte genug anderes zu bieten und hat uns so sehr gefallen, dass wir uns einen weiteren Besuch gut vorstellen können. 

Eine zweite Herausforderung war die Rückfahrt, die wegen eines Bahnstreiks in Deutschland deutlich komplizierter und länger wurde als ursprünglich geplant. 

Was würdet ihr anderen Leuten empfehlen, die ohne Flugzeug nach Korsika reisen wollen? 

Von Deutschland aus ist es wirklich sehr einfach und der extra Anreisetag ist gut im Zug nutzbar. Wir finden, dass einem das die vermiedenen Emissionen wert sein sollte. 

Der Hochgeschwindigkeitszug TGV bringt einen in Frankreich direkt nach Marseille, von wo aus mehrmals stündlich Regionalzüge (S-Bahn ähnlich) nach Toulon fahren, wo etwa zwei Mal täglich die Fähren nach Korsika abfahren. Vor allem, wenn man die Fähre über Nacht mit Schlafsessel oder Kabine mit eigener Toilette und Dusche nimmt, verliert man weniger Zeit und erreicht die Insel nach einer bequemen Nacht am nächsten Morgen ausgeruht. 

 

Nützliche Tipps und Links für die Reisebuchung: 

  • Wer frühzeitig die Tickets bucht, kann die Reise relativ günstig bekommen. Die Fährtickets sind fix, doch die Bahn hat teilweise gute Sparpreise 
  • Interrail ist zwar auf Korsika nicht nutzbar, doch mit Hin- und Rückreise hat es sich in unserem Fall preislich schon gelohnt bzw. gab uns die gewünschte Flexibilität 
  • In Frankreich im TGV braucht man eine Sitzplatzreservierung. Diese rechtzeitig buchen und nicht vergessen. Leider ist dann zum Teil die Flexibilität des Interrail-Tickets verloren und man muss sich doch schon auf eine Verbindung festlegen. 
  • Fahrt mindestens 1x mit der Schmalspur-Bahn auf der Insel. Es ist wirklich ein schönes Erlebnis, die Berge im Inland durch die Panoramafenster zu bestaunen.

Birte Neumann