Zum Fernwanderweg GR 92 mit der Bahn

Fernweh? Mit dem Zug zur Wanderung. Wir wollen die Welt und ihre wunderbare Natur entdecken, doch wie können wir das gestalten, dass uns diese auch noch lange erhalten bleibt? Ein paar Anregungen und Inspirationen aus flugfreien Reisen.

Wieso hast du dich für eine Reise ohne Flugzeug entschieden?

Innerhalb von Europa versuchen wir schon seit einigen Jahren nicht mehr zu fliegen. Das macht es natürlich etwas komplizierter, wenn man Herbst ganz gerne auch mal barfuß am Strand entlanglaufen möchte und südländisches Flair erleben will.

Gleichzeitig sind wir sehr gerne draußen unterwegs und wollten schon länger mal einen Fernwanderweg machen. Die Kombination aus Wander- und Meerlust brachte uns nach einiger Recherche schließlich auf die Costa Brava. Der GR 92 ist ein wirklich super schöner Fernwanderweg – von der französischen Grenze mehrere hundert Kilometer an der spanischen Mittelmeerküste entlang.

Um den Traum vom Baden im Meer und Wandern an der Küste umzusetzen, fehlte uns also nur eine geeignete Verbindung. In sämtlichen Reiseberichten stand, dass Portbou, der Ausgangspunkt unserer Reise, von Flughäfen aus schwierig zu erreichen ist – welch Glück, dass wir mit der Bahn fahren wollten.

Was hat die Reise zu einem besonderen Erlebnis gemacht?

Dadurch, dass wir bei der Anreise 11 Stunden unterwegs waren, sind wir irgendwie sehr langsam in den Urlaub reingekommen. Diese Entschleunigung war wohltuend, dazu das leichte Kribbeln und verschiedene Gedanken ließen die Zeit wie im Flug vergehen: Ist der nächste Zug pünktlich? Holen wir unsere Verspätung ein? Und ist das Wetter in Spanien wirklich so viel besser als bei uns?. Der Süden Frankreichs ist auch aus dem Zug betrachtet wirklich ein Highlight, wir haben Windsurfer und Flamingos gesehen und beim Umstieg in Perpignan unser erstes Schokocrossaint des Urlaubs gegessen. So kam der Urlaub auf der einen Seite langsam und auf der anderen waren wir direkt mittendrin.

Abenteuerlich wurde es dann nochmal kurz vor der Grenze: Cerbére und Portbou sind circa 1 Kilometer Luftlinie von einander entfernt. Das eine Dorf ist jedoch französisich, das andere spanisch. Wie es wohl oft üblich ist (wurde uns zumindest berichtet), fuhr unser Zug nicht wie angezeigt bis nach Spanien, sondern endete spontan in Cerbére. Danach ging es für uns im Eiltempo einmal quer durch das Dorf zu einem Reisebus (den wir nie im Leben allein gefunden hätten). Dieser brachte uns sehr abenteuerlich über einen kleinen Bergpass über die Grenze und damit an das lang ersehnte Ziel.

Welche Herausforderungen hattest du bei der Reise?

Die erste Verspätung unserer Reise gab es bereits aufgrund von Sturmschäden in Rastatt – dadurch kam der ganze Plan von wegen pünktliche TGVs etwas ins Wanken. Aber auch wenn die Umsteigezeit beim ersten Halt dadurch von 50 Minuten auf eine Minute schrumpfte haben wir sämtliche Umstiege gut gemeistert. Die Tatsache, dass der letzte Zug nicht bis nach Spanien fuhr, war tatsächlich kurz nervig, da es schon recht spät am Tag war, wir ankommen wollten und es super ärgerlich ist, wenn man morgens das Gefühl hat, kurz nach Beginn und abends kurz vor Ende der Reise zu stranden. 

Da sich aber auch diese Herausforderung lösen ließ, war das herausforderndste eigentlich die Buchung und Bezahlung der Zugverbindung über verschiedene Apps und die Unsicherheit, wie die selbstzusammengebuchten Tickets bei Verspätung dann noch gültig sind.

Was würdest du anderen Leuten empfehlen, die ohne Flugzeug reisen wollen?

Wenn man sich darauf einlässt, ist es super schön mit dem Zug zu verreisen. Im TGV ist es schön ruhig, das war tatsächlich sehr angenehm. Die Rückfahrt im Flixbus war da leider etwas anders und gar nicht erholsam. Dafür aber günstig.

Unsere Reiseart hat vermutlich weder Geld noch Zeit gespart. Aber den Einstieg in den Urlaub haben wir als wirklich wohltuend langsam wahrgenommen, unser Urlaub kam uns deutlich länger als nur sieben Tage vor und es ist schön so bewusst zu reisen. Durch die Zugfahrt haben wir mitbekommen wie sich das Wetter ändert, wohin die verschiedenen Passagiere unterwegs sind, wie der Tag langsam vorüber geht und uns darauf immer mehr auf den anstehenden Urlaub gefreut.

Eileen