Eine Fahrt mit Polarlichtern
Polarlichter: Wer möchte die nicht mal live sehen? So entschieden wir, Manja und Janinka – zwei Schwestern aus Berlin, eine Reise in den Norden Schwedens zu unternehmen, um einmal dieses wundersame und sagenumwobene Naturschauspiel zu bestaunen. Schweden wählten wir, weil es leicht erreichbar war und wir auch gleich eine Jugendfreundin besuchen konnten.
Schon die Hinfahrt war sehr schön. Wir fuhren mit dem Zug an die Ostsee und von dort aus über Nacht mit der Fähre nach Malmö. Den Abend an der Reling mit Blick auf die Wellen und die Nacht auf dem Schiff zu verbringen waren ein schöner Einstieg in den Urlaub. Im Dunkeln auf das Deck zu steigen und mit dem Wind in den Haaren einen Rundumblick auf das raue Meer und den funkelnden Nachthimmel zu haben, ist schon das erste Erlebnis dieser Reise, das wir nicht mehr vergessen werden.
In Schweden verbrachten wir einen Tag in Malmö und nahmen dann einen Nachtzug, der uns buchstäblich im Schlaf weitere 1000 km in den Norden brachte. Wir hatten eine kleine Kabine für uns allein und konnten sehr entspannt in Betten schlafen. Aus dem Zug ausgestiegen, besuchten wir die Universitäts- und Kultur-Stadt Umeå und die dort wohnende Freundin mit ihrer Familie.
Am nächsten Tag ging es weiter mit dem Zug zu unserem Reiseziel: Kiruna, der nördlichsten Stadt Schwedens! Dort übernachteten wir in einer kleinen Unterkunft innerhalb einer Schule. Rings um uns herum die verschneite weite Hügellandschaft, Wälder, Hotels und Skultpuren aus Eis und die berühmte Holzkirche Kirunas. Wir spazierten über einen vollständig gefrorenen See und bestaunten die riesigen Schneemengen! Doch am meisten beeindruckte uns die Landschaft bei unseren Spaziergängen nach Sonnenuntergang, wenn sich die gesamte schneebedeckte Landschaft durch die Reflexion des Mondes vor dem weiten tiefschwarzen Himmelszelt in ein weißes glitzerndes Meer verwandelte.
Im Keller unserer Unterkunft gab es eine Sauna, die wir nach den Tagen draußen in der Kälte und dem Schnee sehr genossen. Oft hatten wir sie auch für uns allein und so konnten wir in der Wärme den Tag gemeinsam Revue passieren lassen und nochmal über unsere kleinen Abenteuer und lustigen Momente lachen, ohne andere Besucher*innen zu stören. Mit der Energie aus unseren Erlebnissen und den Saunagängen, waren wir gut gewappnet für die Rückreise. Natürlich mit dem Zug ;)
Wieso hast du dich für eine Reise ohne Flugzeug entschieden?
Wir persönlich möchten innerhalb Europas nicht fliegen. Wir finden, dass es in vielen Ländern sehr überzeugende Zugverbindungen gibt und man teilweise sogar sehr bequem über Nacht fahren kann. Aus einem Zugfenster kann man ganz gemütlich die Landschaft genießen und bekommt so bereits auf dem Weg einen Eindruck des Landes. In unserer immer schneller und stressiger werdenden Welt, bietet eine Zugfahrt, die Möglichkeit dem Alltag zu entfliehen und endlich mal wieder lange Zeit am Stück zu lesen, sich zu unterhalten oder Spiele zu spielen oder einfach aus dem Fenster gucken und den Gedanken nachhängen zu können. Für uns ist die Fahrt selbst Teil des gemeinsamen Erlebnisses und der gemeinsamen Zeit eines Urlaubs.
Vielleicht dauert die Reise dadurch etwas länger, aber man sieht von unterwegs schon viel, spart sich Stress am Flughafen und beim packen. Und besonders wichtig: Uns ist es das „bisschen länger“ wert, dafür nicht durch einen Flug das Klima (und unsere Nerven) unnötig hoch zu belasten.
Was hat die Reise zu einem besonderen Erlebnis gemacht?
Die vorbeiziehende wunderschöne Landschaft. Die Häuser und Natur, wie wir sie uns seit unserer Kindheit und den Astrid Lindgren Büchern erträumt hatten. Außerdem noch die typischen schwedischen Lördaggodis und andere schwedischer Proviant für unsere Zugfahrt. Lördaggodis sind Süßigkeiten, Lakritze etc., die man selbst in Tüten zu seinem persönlichen mix zusammenstellt und die in Schweden eine verbreitete Form von Snacks sind
Und das absolute Highlight waren die Polarlichter, die wir aus dem Zug heraus sehen konnten. Wir saßen im angenehm warmen Zug und konnten durch die Scheibe die schönen gelben, grünen und blauen Polarlichter sehen. Das war atemberaubend, eine wundervolle Überraschung und einfach ein magischer Moment der Reise.
Welche Herausforderungen hattest du bei deiner Reise?
In Schweden müssen teilweise Sitzplätze in den Zügen reserviert werden., insbesondere die Schlafkabinen. Das geht, wenn noch welche frei sind, an den Bahnhöfen an den Schaltern. Beim Bahnpersonal im Zug ging das damals leider nicht mehr. Hierauf sollte also vorher geachtet werden.
Wir hatten Glück und ein netter Schaffner ließ uns trotzdem in eine Kabine. Dadurch hatten wir eine angenehme gemütliche Nacht.
Was würdest du anderen Leuten empfehlen, die nach und in Schweden ohne Flugzeug reisen wollen?
Macht es!
Überlegt euch, ob ihr über Nacht oder tagsüber fahren wollt. Genießt die Reise schon als Erlebnis, schaut euch die Landschaft an und nutzt die gemeinsame Zeit (wenn ihr mit anderen reist) schon als was Schönes.
Ihr wollt die schöne Natur im Land sehen, Strände und Inseln genießen, in den Bergen und Wäldern wandern gehen oder anderweitig an Natur und Landschaft erfreuen? Dann entscheidet euch für eine An- und Abreise, die uns hilft, diese Natur so zu erhalten (und die Klimakrise zu bremsen). Es ist von Deutschland aus gut machbar auch ohne Flugzeug in andere europäische Länder und atemberaubende Natur zu reisen.
Nützliche Tipps und Links für die Reisebuchung:
- Vorher informieren, wie gut die Bahnverbindungen im Land sind und ob vor Ort Zug oder andere Verkehrsmittel besser sind und für was Reservierungen notwendig sind (insbesondere wenn ihr über Nacht mit Fähren oder Bahnen fahrt und euch dafür ein Bett wünscht)
- Wenn euch die Reise am Stück zu lange erscheint, setzt euch Zwischenaufenthalte: So kann man in nur einer Reise mehrere Ziele besuchen. Uns hat das schon an erstaunliche Orte geführt, die wir sonst vermutlich nie gesehen hätten, wofür wir im Nachhinein immer sehr dankbar waren.