Klimafreundlich zum „Ecohero“-Projekt auf der Insel Elba

Wir befinden uns mitten in der Reisezeit und wollen die Welt und ihre wunderbare Natur entdecken, doch wie können wir das gestalten, dass uns diese auch noch lange erhalten bleibt? Linda nimmt uns mit Zug, Fähre und Bus auf die Insel Elba.

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Die Deadline war schon einen Tag abgelaufen, als ich die Ausschreibung der Internationalen Naturfreundejugend für einen zweiwöchigen Teamfreiwilligendienst auf der Insel Elba zum Thema Nachhaltigem Tourismus sah. Das klang sehr spannend und so entschloss ich mich, es trotzdem zu probieren. Zu meiner großen Freude wurde ich eingeladen! Gemeinsam mit jungen Menschen aus verschiedenen Ländern konnte ich in der einzigartigen Unterkunft „Sassi Turchini“ die Menschen und Natur der Insel Elba erleben und mich im Bereich Nachhaltiger Tourismus engagieren. Wir lernten Safran zu pflanzen, legten bei glühender Hitze einen zugewachsenen Wanderweg wieder frei und kamen bei einem Tauschspiel mit der lokalen Bevölkerung und Tourist*innen ins Gespräch. Mein Highlight war der Eco-Day, bei dem wir als „Eco Heroes“ eigene Projekte durchführten: ein Quiz und ein Zuckerrohr-Bauworkshop für italienische Jugendliche, die auch vor Ort waren, ein Insektenhotel für Sassi Turchini bauten und ein Up-Cycling-Projekt namens „Plasticella“, mit dem wir in aus Müll gestalteten Kleidungsstücken durch Porto Azzurro liefen um auf den hohen Plastikverbrauch hinzuweisen. Wir ernteten einige neugierige und irritierte Gespräche und konnten auch ein paar interessante Gespräche führen. Ich hatte schon mehrfach Kleidung aus Müll gebastelt, war aber positiv überrascht, wie schick sie aussehen konnte.

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Aussicht auf die wunderschöne Landschaft

Dabei bot die Hin- und Rückreise mit Zug, Fähre und Bus einen perfekten Ein- und Ausstieg in das Thema „Nachhaltiger Tourismus“, denn ich hatte mich dazu entschieden, zum ersten Mal Interrail auszuprobieren. Darauf gebracht hatte mich der damalige Freiwilligenkoordinator der internationalen Naturfreundejugend. Ich hatte dies immer für sehr teuer gehalten, da ich nicht wusste, dass es auch nur Tickets für vier Tage gibt, die gerade wenn man noch unter 28 Jahre alt ist, sehr erschwinglich sind.

Die Hinfahrt war bis zur Fährfahrt überraschend kurz. Ich fuhr um 18:00 in Magdeburg los und kam gegen 14:00 in Piombino (Marittimo) am Fährhafen an. Ich fuhr von München nach Venedig zum ersten Mal mit dem Nachtzug. Wegen den Covid-Beschränkungen (Sommer 2021) war es leider nicht möglich, ein Bett in einem Liegewagen (mit 4-6 Betten) zu buchen. Da mir ein Schlafwagen (Einzelabteil) zu teuer war, buchte ich einen Sitzplatz. In meinem Abteil war nur noch eine andere Person und so konnte ich auf drei nebeneinanderliegenden Sitzen ausgestreckt schlafen und schlief tatsächlich fast sieben Stunden durch! 

In Florenz stiegen drei andere Teilnehmende zu, die sich auch für eine umweltfreundliche Anreise entschieden hatten und wir konnten uns schon mal kennenlernen. Die restliche Reise dauerte dann etwas länger, weil wir auf andere Teilnehmende warteten, um gemeinsam die Fähre zu nehmen. Die Fährfahrt war auch ein super Start in die gemeinsame Zeit, weil wir uns entspannt weiter kennenlernen konnten. Dabei konnten wir mit Wind in den Haaren die wunderschöne Aussicht genießen. Der Bus bis nach Porto Azzurro eignete sich dann noch für ein Nickerchen.

Bei der Rückfahrt hatte ich noch ein paar Tage mehr Zeit und hatte diese noch nicht fest geplant, um spontan zu entscheiden, wie ich diese nutzen wollte. Ich entschloss mich, gemeinsam mit einer anderen Teilnehmerin noch einen Tag länger auf Elba zu bleiben und nach Sant’Andrea zu fahren und danach meine Großtante und einen Freund von mir in Salzburg zu besuchen. Wir fuhren dann gemeinsam mit dem Bus und mit der Fähre und konnten dabei beim Frühstück noch einen letzten Sonnenaufgang genießen und die Reise gemeinsam ausklingen lassen.

In Florenz trennten sich unsere Wege und ich fuhr noch bis abends nach Salzburg. Dabei konnte ich die Landschaft nun auch am Tag aus dem Fenster sehen. Da das Wetter noch sehr schön war, ging ich am nächsten Tag mit meiner Großtante in einem See schwimmen und ging mit meinem Kumpel noch in Salzburg spazieren. Ich hatte meine Großtante schon fast drei Jahre nicht mehr gesehen und wir freuten uns sehr über das spontane Wiedersehen. Dies war nur dank der Flexibilität des Interrail-Tickets möglich.

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Den Sommer ausklingen lassen

Von Salzburg aus fuhr ich mit einem nächtlichen Zwischenstopp in München dann wieder nach Magdeburg.

Für mich war meine erste Interrail-Reise eine sehr schöne und spannende Erfahrung und ich bin seitdem jedes Jahr mindestens einmal mit Interrail unterwegs. Leider oder auch zum Glück sind Nachtzüge momentan so beliebt, dass man schon ein paar Wochen im Voraus buchen muss, was leider die Flexibilität etwas einschränkt. Wenn man wie ich weniger Zeit hat und auf einer längeren Strecke flexibel sein will, muss man dann gegebenenfalls ein paar Einschränkungen in Kauf nehmen, wie in meinem Fall der nächtliche Zwischenstopp in München.

Wieso hast du dich für eine Reise ohne Flugzeug entschieden?

Ich habe bei meinem Auslandssemester in Norditalien (Bozen/Brixen) festgestellt, dass Italien sehr gut mit dem Zug zu erreichen ist und man auch innerhalb dessen meist gut und günstig mit Zug und Bus reisen kann. Gerade von Süddeutschland ist man mit dem Zug sehr schnell in Norditalien, für mein Erasmus-Semester war ich mit dem Zug definitiv schneller als mit dem Flugzeug, da es keine guten Direktflüge gab.

Für diese Reise wäre ich mit dem Flugzeug vielleicht schneller gewesen, aber ich fliege schon seit einigen Jahren aus Klimaschutzgründen gar nicht mehr und weil es mir generell keinen Spaß macht. Ich wollte schon länger mal mit einem Nachtzug fahren, aber es hatte sich bisher nicht ergeben, weil ich schon seit ein paar Jahren nicht mehr außerhalb der Nachbarländer Deutschlands war und es sich dann nicht gelohnt hätte. Umso mehr freute ich mich auf die Reise nach Elba!

Und die Verbindung München - Venedig bot sich hierfür an und war noch erstaunlich schnell.

Was hat die Reise zu einem besonderen Erlebnis gemacht?

Für mich war die Nachtzugfahrt wirklich erholsam, weil ich trotz fehlendem Bett tief geschlafen habe und mir die Hinfahrt bis zur Fähre so sehr kurz vorkam. Außerdem fand ich es super, dass ich schon im Zug ein paar der anderen Teilnehmenden kennenlernen konnte. Auch die An- und Abreise mit der Fähre war für mich eine besonders schöne Erfahrung. Mein Highlight war aber mein verlängerter Aufenthalt auf Elba und der ziemlich spontane Zwischenstopp in Salzburg, für den ich mich erst ein paar Tage vor der Abreise entschieden hatte. So konnte ich die gemeinsame Zeit langsam ausklingen lassen und noch einen ganz besonderen Ort auf Elba besuchen, in Salzburg meine Großtante und einen Freund nach längerer Zeit sehen und mit einem Bad im See den Sommer ausklingen lassen. 

Welche Herausforderungen hattest du bei deiner Reise?

Ich war für die Zugbuchung zweimal am Bahnhof, beim ersten Mal konnte ich noch nicht reservieren. Und beim zweiten Mal erfuhr ich, dass ich leider kein Bett in einem Gemeinschaftsabteil reservieren konnte, was sich dann am Ende aber als nicht schlimm herausstellte. Erst später erfuhr ich, dass man auch unkompliziert über die Website der österreichischen Bahn (ÖBB) reservieren kann. 

Bei meiner Rückreise war die Nachtzugverbindung leider ausgebucht und mir wurden fälschlicherweise Züge als nicht reservierungspflichtig angezeigt, die es aber doch waren und entweder bereits ausgebucht (Nachtzug der ÖBB) oder extrem teuer („Urlaubsexpress“). Darauf wies mich einer der Teilnehmenden zum Glück hin. Deshalb buchte ich dann eine deutlich längere Verbindung mit einem mehrstündigen nächtlichen Aufenthalt in München. Dies kann ich tatsächlich nicht empfehlen, da um diese Uhrzeit selbst in einer Großstadt in München nichts mehr außer der McDonald’s offen hat und übermüdet zu warten und durch die Stadt zu laufen wenig Spaß machte. Es gab aber wie gesagt, eigentlich eine bequemere Alternative. Hier muss man sich vorher also leider sehr genau über die Interrail-App hinaus informieren.

Was würdest du anderen Leuten empfehlen, die auch ohne Flugzeug reisen wollen?

  • Nutzt die schnellen Zugverbindungen! Von Berlin (oder einem Halt auf der Strecke) man ist super schnell in München und dann auch fix in Venedig oder Florenz.
  • Schaut euch an, welche Orte für Zwischenstopps spannend sein könnten. Auf dieser Reise eignen sich neben Salzburg zum Beispiel auch Venedig oder Florenz. Mit dem Nachtzug ist die Strecke bis zum Fährhafen aber auch von den meisten Teilen Deutschlands aus in weniger als 24 Stunden machbar.
  • Reserviert am besten direkt über die Seite der ÖBB. Über Interrail reservieren kostet immer zwei Euro Bearbeitungsgebühr.
  • Wenn ihr keine Plätze im Liegewagen mehr bekommt, könnt ihr in Abteilen auch drei Sitzplätze nebeneinander reservieren und einen dünnen Reiseschlafsack mitnehmen, für mich kam das einem Bett im Schlafwagen gleich. 
  • Für Elba: Fahrt am besten nach bzw. von Cavo aus, die Fährfahrt ist viel kürzer, man braucht nur ca. eine halbe Stunde und von dort aus kommt man auch an die meisten Orte.