Reisen ohne Flugzeug - Von Deutschland nach Rumänien im Zug

Fernweh? Rumänien beeindruckt mit wilden Wäldern. Wir befinden uns mitten in der Reisezeit und wollen die Welt und ihre wunderbare Natur entdecken, doch wie können wir das gestalten, dass uns diese auch noch lange erhalten bleibt? Ein paar Anregungen und Inspirationen aus flugfreien Reisen.

Rumaenien


Rumänien, das Land der großen wilden Wälder

In Rumänien gibt es noch viele sehr naturnahe Wälder, wunderschöne Wildnisgebiete, die Heimat seltener Tier- und Pflanzenarten sind und die es sonst kaum noch in Europa zu finden gibt. Leider sind diese massiv durch legale und illegale Abholzungen bedroht. Ich wollte für mich, sowie für meine damalige Arbeit diese Wälder besuchen, wandern, sowie einige Städte sehen.

Der Zug erschien mir hierfür die beste Option. Ich würde die Landschaft besser wahrnehmen können und klimaschonend(er) ist es auch. Es war auch der Plan die Reise als Erholung zu nutzen und da kam mir das Buchlesen im Zug ebenfalls sehr entgegen. Und meine Hoffnung wurde bestätigt: Die Landschaft war atemberaubend und ich genoss schon die Anfahrt sehr! Im Voraus freute ich mich schon auf das Übernachten im Zug, da ich das immer als kleines Abenteuer empfinde. In dem Bett liegen – ich lag sogar ganz oben, was super gemütlich mit großer Ablage und ähnlich einer kleinen Höhle war - und die vorbeiziehende Landschaft zu beobachten und dann in dem ruckelnden Zug einzuschlafen, ist für mich einfach schön. Wenn man aufwacht, ist man schon ganz woanders – ich war sogar in einem anderen Land.

Rumänien selbst ist ein absolut sehenswertes Land. Die Wälder waren unglaublich. Die Wildnis, die riesigen alten Bäume und die schönen Berghänge sorgten sofort dafür, dass ich den Alltag vergaß und das Sein in diesen Wäldern füllte mich mit Kraft und einer angenehmen Ruhe. Nur wenige Menschen waren je an diesen Orten gewesen, ich lief teilweise auf kleinen Wegen, die auch von Wildtieren (Dammwild, Wölfen und Bären) genutzt und erschaffen wurden und ich sah, wie auch unsere Welt mal aussah – die Buchenwälder, die ähnlich auch Deutschland mal bedeckten. Es gab Bäume, die sicher über 400 Jahre alt waren und die reine Überlegung, was diese alles schon „miterlebt“ hatten ist einfach faszinierend. Es fühlte sich fast magisch an in diesen alten, wilden Wäldern zu stehen und gehen und dieses Gefühl werde ich nie vergessen

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Auch die rumänischen Städte, die ich besuchte, beeindruckten mich. Ich erinnere mich vor allem an die schönen Häuser und alten Mauern in Sibiu. Schon auf dem Weg vom Bahnhof zum Hostel entdeckte ich Maiskolben-Verkäufer mit bunt verzierten Verkaufswagen und dieser Snack wurde einer meiner Lieblingsmomente der Reise. Ich liebe gekochte Maiskolben und sie so direkt aus dem Topf auf die Hand zu bekommen und an einer alten Steinmauer direkt am Fluss zu essen, gab dem ganzen mehr Wert als reine Nahrungsaufnahme (v.a. da streng gesehen das ja fast food war).

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Die Menschen waren alle sehr freundlich und allgemein gab es viel leckeres Essen (auch viel Vegetarisches und teils Veganes), das die Reise besonders machte. So etwa eine leckere Gemüsesuppe statt aus einer Schüssel aus einem leckeren Leib Brot. Sowohl die Suppe als auch das Brot waren köstlich und für mich eine besondere Mahlzeit.

Wieso hast du dich für eine Reise ohne Flugzeug entschieden?

Ich möchte aus Gründen des Klimaschutzes nicht mehr fliegen, wenn die Strecke gut mit anderen Verkehrsmitteln machbar ist. Außerdem bietet die Bahn vor Ort gute Flexibilität, mit dem Interrail-Ticket finde ich den Preis angemessen und ich genieße das Lesen oder Aus-dem-Fenster-Schauen bei Zügen sehr.

Ich persönlich finde, dass es nicht immer nur um monetären Preis gehen sollte. Ist mir die Reise den Zugpreis wert? Dann ist es aus meiner Sicht nicht nötig zu Vergleichen. Was sind mir Dinge wert, was möchte ich wertschätzen und nicht was ist die billigste Option. „Billig“ wäre hier ja auch nur meine Geldausgaben und nicht „günstig“ für den Planeten etc.

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Was hat die Reise zu einem besonderen Erlebnis gemacht?

Über eine so lange Strecke mitverfolgen zu können wie sich die Landschaft ändert, war sehr besonders. Ich startete am schönen Bodensee und fuhr dann durch beeindruckende Täler in den Alpen und konnte die großen schroffen Berge bestaunen, die immer wieder schöne Seen umschlossen. Schon die Fahrt durch die Alpen war ein wunderbares Erlebnis.

Die Strecke durch Ungarn bekam ich nur teilweise mit, da wir hier nachts fuhren und ich schlief. Ich wachte an der Grenze Ungarn zu Rumänien auf. Ich war natürlich besonders gespannt auf Rumänien. Der erste Teil der Strecke war ein krasser Gegensatz zu den vorherigen tollen Bergen, denn das Land war flach und eher karg und ich war fasziniert von der Weite. Erst kurz vor meinem Ziel, Brasov, fing der Wald an, wegen dessen ich nach Rumänien fuhr. Und auch hier war ich direkt begeistert von der Schönheit der Wälder, mir ging richtig das Herz auf.

Die Rückfahrt über Slowenien war ähnlich landschaftlich beeindruckend.

Ich bin sehr dankbar für die Zugreise.Dieses Erlebnis der wechselnden und immer sehr beeindruckenden Landschaften ist mir von der gesamten Reise auch am meisten im Kopf (und im Herz) geblieben. Ich würde es allen empfehlen, nicht nur den Zug statt eines Flugzeugs nehmen, sondern vor allem diese Strecken. Rumänien ist ein tolles Land und die Fahrt dorthin von (in dem Fall Süd-) Deutschland lohnt sich sehr!

 

Welche Herausforderungen hattest du bei deiner Reise?

Diese Reise war glücklicherweise ohne große Herausforderungen machbar. Lediglich ausreichend Trinken für die lange Fahrt mitzunehmen ist wichtig, denn es gab teilweise keine Möglichkeit im Zug an Trinkwasser oder andere Getränke zu kommen.

Was würdest du anderen Leuten empfehlen, die nach Rumänien ohne Flugzeug reisen wollen?

Die Zugfahrt lohnt sich und ist mit sehr wenigen Umstiegen machbar. Die Fahrt selbst ist wirklich schon ein Erlebnis. Bucht euch ein Bett im Nachtzug und gönnt euch eine Sitzplatzreservierung am Fenster. Es ist einfach eine tolle Strecke!

Nützliche Tipps und Links für die Reisebuchung:

von Janinka Lutze