Dem Hass im Netz entgegentreten!

Seit wir mit FARN im Februar 2018 bei Facebook und Twitter auftreten, werden wir immer wieder mit Kritik und Beleidigungen konfrontiert. Mit konstruktiver Kritik setzen wir uns natürlich gerne auseinander. Mit unserer Arbeit gegen rechtsextreme Einflüsse im Natur- und Umweltschutz wollen wir schließlich auch den Dialog für positive Gegenentwürfe fördern.

Oft lassen sich die Kommentare allerdings nicht mehr als Kritik verstehen, sondern sind schlichtweg „Hassposts“. So auch in dem Beispiel am Anfang: Als Reaktion auf unser „Kartoffelbild mit der Aufschrift „Biodeutsch? Nichts als Konstruktion“ hat sich geradezu ein „Shitstorm“ (gezieltes Kommentieren und Beleidigen einzelner Personen/Seiten) auf unserer Seite entfacht. Den ersten Teil des Kommentars könnten wir mit gutem Willen als Kritik an der Bundesregierung verstehen, die Geld für Demokratieprogramme wie unseres zur Verfügung stellt. Dann allerdings spricht der User eine klare Drohung in einer Sprache aus, wie sie auch die Nationalsozialisten benutzt haben. Als „Parasiten“ wurden in der NS-Zeit Menschen bezeichnet, die aufgrund körperlicher Einschränkungen, Krankheiten oder schlicht erfolgloser Jobsuche finanzielle Unterstützung zum Überleben benötigten. Der Vergleich entmenschlicht Bedürftige und spricht ihnen die Menschenwürde ab. Außerdem sollen wir „kompostiert“ – also entsorgt – werden, was eine klare Androhung von Gewalt darstellt und damit strafbar ist.

Was lässt sich dagegen tun?

Das Wichtigste für uns war: solche Hasskommentare nicht ignorieren! Wenn menschenverachtende Meinungen und Drohungen unwidersprochen zu lesen sind, werden sie irgendwann „normal“. Soweit dürfen wir es nicht kommen lassen.

Wir haben uns in diesem Fall an die Initiative „Hass hilft!“ gewandt. „Hass hilft“ macht aus rassistischen und fremdenfeindlichen Kommentaren Geld für Geflüchtetenprojekte der „Aktion Deutschland Hilft“ und des Aussteigerprogramms für Rechtsextremist*innen „EXIT-Deutschland“. So funktioniert’s: Wir meldeten den Hasskommentar auf der Facebook-Seite von „Hass hilft“. „Hass hilft“ antwortete mit einem witzigen Post. Dadurch wurde der Hasskommentar unfreiwillig zur 1-Euro-Spende. Wir nutzen diese Aktion nun häufiger und es funktioniert erstaunlich gut – betroffene Personen sind danach in der Regel zurückhaltender.

von Yannick Passeick

[aus: ke:onda, Ausgabe 2/2018 "Friede Freude Streitkultur"]