Hallo, ich bin Philipp

Foto von Philipp Fuge

Ich lebe in Berlin und arbeite als Arzt. Meine liebste Freizeitbeschäftigung ist das Wandern. Dafür nehme ich mir ab und an längere Auszeiten, um richtig lange unterwegs sein zu können.

Ich gehe gerne Klettern, spiele Theater in einer Amateurgruppe und bin ehrenamtlich in einer evangelischen Kirchengemeinde aktiv. Ich liebe es, draußen in der Natur zu sein und Landschaftsfotos zu machen. So oft ich Zeit dafür finde, plane ich an neuen Touren oder schultere meinen Wanderrucksack und ziehe los. Es muss nicht immer unbedingt wahnsinnig weit weg sein. Häufig fahre ich einfach übers Wochenende ins Elbsandsteingebirge oder in den Harz. Wenn es mich in die Ferne zieht, dann meistens nach Schweden oder Norwegen. Manchmal allein, manchmal zusammen mit meinem Mann oder mit Freunden. Da ich weder Autos noch Flugzeuge mag, versuche ich immer mit dem Zug zu reisen. Innerhalb Europas geht das sehr gut. Am 4. Januar werde ich zu meiner nächsten langen Wanderung aufbrechen. Es soll vom südlichsten bis zum nördlichsten Punkt Europas – von Tarifa an der Straße von Gibraltar bis zum Nordkap gehen. Das sind ca. 6500 km. Ich will die komplette Strecke zu Fuß zurücklegen und mir dafür bis Anfang Oktober Zeit nehmen. Mein Weg führt durch Spanien, Frankreich, Deutschland, Dänemark, Schweden, Finnland und Norwegen.

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Warum will ich das alles laufen, wo ich doch mit dem Auto oder Flugzeug viel schneller sein könnte? Ich denke, wer langsam ist, sieht mehr! Beim Wandern habe ich reichlich Gelegenheit, die Natur zu beobachten. Ich schaue, wie die Zugvögel über mich hinwegziehen, freue mich, wenn die ersten Knospen aufgehen und genieße jeden Sonnenstrahl. Ich spüre, wenn der Herbst kommt, liege nachts bibbernd im sturmumtosten Zelt und schmecke die ersten Schneeflocken auf der Zunge. Ich bin dem Wetter schutzlos ausgesetzt, laufe stundenlang durch einsame Landstriche, ohne auch nur einer Menschenseele zu begegnen und fühle mich manchmal entsetzlich klein. Das ständige Draußensein führt zu einem Gefühl der Abhängigkeit von einer Umwelt außerhalb menschengemachter Einrichtungen, verschiebt Prioritäten und rückt die Dinge ins rechte Licht. Vieles, was ich so dringend zu benötigen glaube, ist verzichtbar, doch sauberes Wasser, fruchtbarer Boden und Luft zum Atmen sind es nicht. Unsere Erde ist ein riesengroßes Ökosystem, von dessen Funktionieren die Existenz zahlloser Lebewesen und nicht zuletzt auch unser Überleben abhängt. Wir täten gut daran, es ehrfürchtig zu bestaunen und zu bewahren, statt es mit Füßen zu treten. Vielleicht liegt unsere Zukunft nicht in Verbrennungsmotor und Billigflieger, sondern in Wanderstock und Pedale!

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