Vernetzungstreffen „Demokratie und Mitbestimmung“

Gruppe beim Vernetzungstreffen, Viet Nyguen/Naturfreundejugend Deutschlands

Das Treffen beginnt am 24.06.2016 im Görlitzer Park in Berlin. Es ist Freitagabend, der Park ist gefüllt mit Menschen, Musik und Hunden. Die Atmosphäre ist irgendwo zwischen ausgelassen und angespannt.

Es ist kein Zufall, dass wir hier sind. Die Frage danach wem dieser Park, wem öffentlicher Raum gehört und wie er genutzt werden darf ist exemplarisch für viele deutsche und europäische Städte. Fast immer ist diese Frage verknüpft mit anderen komplexen Themen wie etwa Ausgrenzung, Diskriminierung und Rassismus. Wir lesen Zeitungsartikel über Racial Profiling und über das Dublin-III-Abkommen. Wir erfahren von einer Anwohnerinitiative, die sich gegen die Verdrängung von Marginalisierten richtet. Wir diskutieren über die „enthemmte Mitte“ und Gentrifizierung.

Am nächsten Tag werfen wir zunächst einen Blick in die Vergangenheit. Ein postkolonialer Stadtrundgang durch Berlin-Mitte bringt Wissen über rassistische Kontinuitäten in unser Bewusstsein und in unsere Diskussionen. Anhand der Lebensgeschichte von Mohamed Husen verfolgen wir die Verknüpfungen von Kolonialzeit, erster Weltkrieg, Nazideutschland und zweiter Weltkrieg.

Am späten Mittag sind wir schließlich am Mahnmal für die ermordeten Juden Europas. Wieder lesen wir Zeitungsartikel. Es geht um das Mahnmal, um einen Baustopp und um die Verstrickung der beteiligten Baufirmen am Holocaust. Wir sprechen über Arisierungsprozesse, Zyklon B, IG Ausschwitz, über Bayer, BASF, Degusch und Degussa. Wir erfahren, dass die Profiteure der Zwangs- und Sklavenarbeit nur wenige Jahre nach Kriegsende wieder Aufsichtsrats- und Vorstandspositionen inne hatten und ihr Leben einfach weiterleben konnten.

Den Sonntag nutzen wir bei einem gemeinsamen Frühstück zur Reflektion aber auch um darüber zu sprechen, welchen Stellenwert die Antirassismusarbeit und das Gedenken und Erinnern in unserem Verband haben soll. Diese Fragen werden uns sicherlich auch beim nächsten Treffen noch beschäftigen. Wir freuen uns über weitere Mitstreiter*innen.