Katharina: Eindrücke aus dem Benin

Katharina war zusammen mit anderen jungen Menschen aus Deutschland, Senegal und dem Benin bei unserer trinationalen Jugendbegegnung in Benin dabei. Hier teilt sie ihre Eindrücke und Gedanken!

Seit ein paar Wochen bin ich wieder aus dem Benin zurück. Am Tag vor der Abreise hat es in meiner Heimatstadt geschneit und am Tag nach der Ankunft hat es gehagelt. Mit meinem Sonnenbrand vom Strand in Cotonou habe ich mich irgendwie wieder an das deutsche Aprilwetter und den Alltag in der Stadt gewöhnt. Mit einem Kopf voller wild gemischter Eindrücke, hat das ein paar Tage gedauert.

Inzwischen kommt der Sommer auch nach Deutschland und alles ist grün und erinnert mich an die unglaublich lebendige Natur, die uns in unserer Unterkunft bei CREDI ONG in Zinvié umgeben hat. Für mich war es die erste Reise in eine tropische Klimazone während der Regenzeit und dadurch, dass wir abseits des Ortes in einem Tal mit Wäldern und Sumpfgebiet leben durften, waren wir von einem wunderschönen Grün aus unzähligen Pflanzen umgeben.

Auf dem Gelände der Organisation haben wir in unserer Gruppe von knapp vierzig Menschen zwei Wochen verbracht und in kleinen Gebäuden geschlafen, die nach dem Modell traditioneller Architektur gebaut wurden. Wir haben dort viel Zeit in Seminaren und Workshops zu den Themen Klimagerechtigkeit und globale Ungerechtigkeit, Feminismus und mehr verbracht und uns durch einen unglaublich intensiven Austausch auf eine besondere Weise kennengelernt. Mich erinnert dieser besondere Kontakt an die Zeiten im Landschulheim, weil wir uns auf engem Raum die Zimmer geteilt haben, dreimal am Tag gemeinsam gegessen haben, in den Seminarpausen gemeinsam auf der Wiese gesessen haben, Tischkikker (dort Baby Foot genannt) oder Basketball gespielt haben.

Die zwei Wochen waren dadurch für mich vor allem durch den intensiven Kontakt zu anderen Menschen geprägt, die mir vor der Begegnung weitestgehend fremd waren. Auch die deutschen Teilnehmenden haben sich in der Gruppe nur an einem Wochenende im Januar kennenlernen können und die beninischen und senegalesischen Teilnehmenden haben wir in Zinvié zum ersten Mal getroffen. Nach zwei gemeinsamen Wochen ist diese Vorstellung etwas komisch, weil wir jetzt so viele spannende Erinnerungen teilen und so viele tolle Gespräche und Erlebnisse zusammen hatten.

20220418_114837

Der Abschied auf unbestimmte Zeit war dadurch nicht leicht, aber ich glaube, dass wir alle diese Erinnerungen und die intensive Zeit wirklich zu schätzen wissen. Wir alle hätten uns ein Auf Wiedersehen statt einem Abschied gewünscht, um den Austausch nur zu pausieren und in einem weiteren Treffen fortzuführen. Nach den zwei Wochen hatte sich eine Gruppendynamik gebildet, die in meinen Augen von Lebensenergie, Motivation und Freundschaft geprägt war. Während die Hemmungen zum Tanzen und Singen unbekannter Rhythmen spätestens nach einer Woche gefallen waren und die Beziehungsebene auch kritische Diskussionen zu feministischen oder emotionalen Themen zuließ, wurden wir von Naturfreund*innen auch untereinander zu Freund*innen. Dabei hat mich vor allem die Motivation unserer gesamten Gruppe beeindruckt. Wir alle sind durch unsere gemeinsame Liebe zur Natur zusammengekommen und wollten uns austauschen, Perspektiven kennenlernen und mögliche Barrieren überwinden.

Das hat sich besonders durch unseren Umgang mit den verschiedenen Sprachen in der Gruppe gezeigt. Während die Teilnehmenden aus dem Benin und dem Senegal sich Französisch als gemeinsame Sprache teilten, konnten die Menschen aus Deutschland nicht alle Französisch oder nur das, was aus dem Schulunterricht aus den hinteren Ecken des Gehirns gekramt werden konnte. Die Gespräche, die trotzdem ermöglicht wurden, indem in verschiedene Richtungen auf verschiedene Sprachen übersetzt wurde, alle mitgeholfen haben und teilweise mit Händen und Füßen Erklärungen gesucht wurden, spiegeln diese Motivation wieder, die mich so beeindruckt hat. Und dann ist da natürlich die Energie, die unseren Seminarraum erfüllt hat, wenn die ganze Gruppe tanzend, singend und lachend einen Energizer oder ein Spiel zwischen Workshops gemacht hat und auch ohne gemeinsame Sprache und Übersetzung einfach Spaß hatte.

Diese zwei Wochen mit Naturfreund*innen aus verschiedenen Regionen der Welt, die für mich ganz anders waren, als mein Alltag es ist, und das nicht nur durch die Unterschiede zwischen Süddeutschland und dem Süden Benins, waren ein Erlebnis, das ich jeder*m nur empfehlen kann! Ich kam wieder zurück mit neuen Impulsen und Gedanken, die beinahe am Überschwappen waren. In der ersten Woche zurück zu Hause habe ich mich mehrmals täglich dabei erwischt, wie ich gedanklich abgeschweift bin und im Kopf zurück in Zinvié, Cotonou, Porto Novo oder einem Gespräch mit tollen Menschen war. Meine ganzen Gedanken und die Eindrücke aus der intensiven Zeit zu ordnen hat eine Weile gedauert und dankbar habe ich auf interessierte Nachfragen stundenlang meinen Mitmenschen von der Begegnung erzählt. „Ihr habt wirklich dem König die Füße geküsst?“ und „Hattest du keine Angst, dass euch ein Krokodil angreift?“ waren dabei die häufigsten Fragen, die mir gestellt wurden. Aber auch der Austausch innerhalb der Gruppe und die Balance zwischen der gemeinsamen Leidenschaft für die Natur und den Unterschieden bzgl. kulturellen Normen oder feministischen Standpunkten, sind Eindrücke, die mich nachhaltig geprägt haben.

Katharina Epp, 24 Jahre