Dreckiger Senegal, sauberes Deutschland?

Dreckiger Senegal, sauberes Deutschland. Das sind die Bilder, die sicherlich einige vor dem Austausch im Kopf hatten. Was bleibt davon nach zwei zweiwöchigen Aufenthalten in beiden Ländern?
Petit-Mbao in der Nähe von Dakar. Müll liegt sichtbar am Straßenrand, im Naturfreundehaus stehen Mülleimer. Wir machen einen Spaziergang zum Strand und auch dort fällt der angeschwemmte Müll sofort ins Auge. Während unserer Fahrt in den Norden erhaschen wir einen Blick auf ein paar Müllberge. Und vor allem immer wieder diese kleinen Plastiktüten,die die Straße säumen.
Doch schauen wir mal hinter die Kulissen. Das Pro-Kopf-Aufkommen von Plastikmüll im Senegal liegt bei 13 Kilogramm. In Deutschland sind es 37 Kilogramm, also fast dreimal so viel.
Deutschland ist jedoch sehr gut darin, den Müll zu verstecken. Jedes Jahr exportieren wir rund 760.000 Tonnen Plastikmüll nach China. Gerade hat China bekanntgegeben, dass es den Müll nicht mehr aufnehmen will. Gleichzeitig verlagert die deutsche Industrie ihre Produktion in Länder des globalen Südens aus und damit auch den anfallenden Müll. In einer Ökobilanz, die diesen unsichtbaren Müll einbezieht, würde Deutschland noch viel schlechter abschneiden als der Senegal.
Bevor wir uns also über die Plastiktüte auf der Straße in Dakar beschweren, sollten
wir zunächst die Anzahl der Müllsäcke vor unserem eigenen Haus reduzieren, die sich
dort statistisch gesehen anhäufen.
Was kann die Politik tun?
In Ruanda herrscht seit Jahren ein strenges Plastiktütenverbot und das Gepäck wird am Flughafen nach geschmuggelten Plastiktüten durchsucht. Einmal im Monat gibt es einen Aufräumtag im ganzen Land, an dem für die Kameras auch der Präsident mal anpackt.
In Kenia wurde im letzten Jahr innerhalb weniger Monate ein Gesetz verabschiedet, dass den Besitz und Verkauf von Plastiktüten unter hohe Geld- oder Gefängnisstrafen stellt. In kürzester Zeit wurden Plastiktüten durch Körbe ersetzt. Könnte Deutschland davon lernen, anstatt auf unkonkrete Selbstverpflichtungen der Supermarktketten zu setzen?