Für oder gegen die Wälder? Junge Naturfreund*innen aus dem Senegal, Benin und Deutschland kompensieren gemeinsam selbst

Vom 08. bis 22. April 2023 waren nun die Naturfreundejugend Deutschlands Gastgeber für die jungen Naturfreunde im Rahmen des tri-nationalen Projekts "Auf dem Weg zur Klimaneutralität", das Benin, Senegal und Deutschland zusammenführte. Dabei standen die Themen CO2-Fußabdruck, selbstorganisierte Kompensationen und Ökosystemdienstleistungen von Sümpfen und Torfmooren im Mittelpunkt des Austauschs.

15 intensive Tage der Selbst- und Fremdentdeckung in Deutschland: Junge Naturfreunde aus Benin und Senegal schlossen sich mit ihren Kolleg*innen aus Deutschland zusammen, um gemeinsam für Klimaneutralität zu kämpfen. Der Zyklus unseres trinationalen Projekts nahm seinen Lauf. Nach einer Begegnung im Senegal im September 2022 waren nun die Naturfreundejugend Deutschlands Gastgeber für die jungen Naturfreunde im Rahmen des tri-nationalen Projekts mit dem Titel "Auf dem Weg zur Klimaneutralität", das Benin, Senegal und Deutschland vom 08. bis 22. April 20323 zusammenführte.

Die Themen CO2-Fußabdruck, selbstorganisierte Kompensationen und Ökosystemdienstleistungen von Sümpfen und Torfmooren standen im Mittelpunkt des Austauschs. Dynamische und engagierte Jugendliche gaben sowohl psychisch als auch physisch alles, um dem deutsch-afrikanischen Jugendaustausch eine neue Dynamik zu verleihen. Während im Senegal die Wiederherstellung von Mangrovenwäldern das Hauptziel war, ging es in Deutschland darum Bäume (Birken) auszureißen. Ja, Bäume ausreißen. Es ist paradox, nicht wahr? Wie kann man ein*e Naturfreund*in sein und Bäume zerstören? Ja, es ist möglich, wenn die Bäume entfernt werden müssen, um das Fortbestehen der Torfmoore zu ermöglichen. Birken sind Sumpfbäume, die mehr als 400 Liter Wasser pro Tag aufnehmen, was die Entwicklung von Torfmoosen behindert und die Moore austrocknet.

Moor1

Warum werden Torfmoore gefördert?

Torfmoore absorbieren drei- bis viermal mehr CO2 als Wälder, obwohl sie nur einen Millimeter pro Jahr wachsen. Moore sind Pflanzen, die sehr viel Wasser benötigen (sie können 90% ihres Gewichts an Wasser aufnehmen). Sie sind Kohlenstoffsenken, die 50% des CO2 der Erde absorbieren. Dieses Ökosystem ist vom Aussterben bedroht, da es für landwirtschaftliche Zwecke ausgetrocknet wird. Es ist daher dringend notwendig, die richtigen Bedingungen für eine optimale Entwicklung der wenigen noch verbliebenen zu schaffen.

Solidarisch kompensieren

Vom Torfmoor führte uns unsere Reise in den Schlick auf der Insel Spiekeroog, welche eine Fläche von 18,25 km² umfasst. Dieses Ökosystem, beherbergt mehr als 1000 Wattwürmer pro m² und über tausend Vögel, die hier eine Oase gefunden haben. Ein Aufenthalt voller Erfahrungen und Entdeckungen.

Zum Abschluss verbrachten wir nochmal eine Woche in Berlin. Das Ökosystem Stadt: Der Prinzessinnengarten im Herzen der Stadt Berlin zeigt uns eine schöne Art und Weise, alte Friedhöfe als Grünflächen wiederzuverwenden. Der aus drei Abteilungen bestehende Prinzessinnengarten ist ein alter Friedhof aus den Jahren 2002, der heute in einen Ort zur Wiederherstellung der Artenvielfalt und einen pädagogischen Bereich für Kinder umgewandelt wurde. Es handelt sich um einen Gemeinschaftsgarten, der von Freiwilligen und den Anrainergemeinden verwaltet wird. Hier werden umwelt- und bodenschonende Produktionstechniken angewandt. Gräber, Bäume, Bienen und Gemüseanbau leben in Harmonie zusammen und bieten eine neue Grünfläche zur Freude der Stadtgemeinden.

DSC01539_1

Die restlichen Tage waren gefüllt von Diskussionen zu politischen und sozialen Fragen. Zum Beispiel was Klimagerechtigkeit für uns bedeutet. Wir tauschten und mit den Women in Exile aus, zu Fragen von Klimafolgen als Fluchtgrund, Antirassismus und Aktivismus weltweit. Außerdem stand ein Besuch im Bundestag bei Karamba Diaby auf dem Programm mit Diskussionen über Erdgasförderung im Senegal und Rassismus im Alltag in Deutschland.

Vor allen Dingen bot uns die Zeit aber Raum für ein besseres Kennenlernen, gemeinsames aktiv sein und lachen - aber auch zum Diskutieren und Austauschen über Unterschiede. Zum Abschluss besuchten uns alte Bekannte: junge Naturfreunde aus Italien, Tschechien und Norwegen, die sechs Monate vorher ebenfalls im Senegal waren. 

Eine Episode ist somit abgeschlossen und nun nehmen wir Kurs auf Benin, um das Ende des diesjährigen Zyklus in der trinationalen Zusammenarbeit zu markieren und den Beginn eines neuen Abenteuers, immer zum Wohle der Natur.

Von Modeste

DSC01663_1