Mit Fahrrad und Gepäck durch Schweden und Dänemark

Fernweh? Mit Fahrrad und Gepäck durch Schweden und Dänemark. Wir wollen die Welt und ihre wunderbare Natur entdecken, doch wie können wir das gestalten, dass uns diese auch noch lange erhalten bleibt? Ein paar Anregungen und Inspirationen aus flugfreien Reisen.


Einer meiner Kurztrips im letzten Jahr, eine Mehrtagesfahrradtour, hat mich von Lübeck nach Kopenhagen geführt. Nachdem ich Fahrradluft und Zimtschneckenduft in der dänischen Hauptstadt geschnuppert habe, zogen mich die dänische Gemütlichkeit und die Vorfreude auf skandinavische Küstenlandschaften auch in diesem Jahr noch einmal in den Norden. Dabei war ganz klar, dass mich auch dieses Mal wieder meine Alexia begleiten soll. Alexia ist mein Fahrrad, das im gemeinsamen Urlaub in den Niederlanden nach einer der niederländischen Königstöchtern benannt wurde. Das Ziel stand also fest. Im Vergleich zu den vergangenen Reisen mit Fahrrad wollte ich dieses Mal allerdings keine längere, zusammenhängende Fahrradtour über mehrere Etappen planen, sondern das Fahrrad ehr mitnehmen, um vor Ort ein bisschen flexibler zu sein. Zwischen meinen verschiedenen Stopps bin ich immer wieder in den Zug oder auf die Fähre gestiegen, um längere Strecken schneller zurückzulegen und verschiedene Orte erkunden zu können.

Wieso hast du dich für eine Reise ohne Flugzeug entschieden?

Ich war schon längere Zeit nicht mehr mit dem Flugzeug unterwegs. Zum einen will ich Flugreisen wegen der starken Klimabelastung nicht unterstützen. Zum anderen mag ich das Fliegen an sich aber auch nicht besonders. Ich finde es wesentlich entspannter, etwas langsamer mit Bus, Zug oder Fähre unterwegs zu sein. Insgesamt bin ich der Meinung, dass wir gerade in Deutschland einen optimalen Ausgangspunkt haben, um die Nachbarländer in allen Richtungen ganz einfach erkunden zu können, ohne in den Flieger zu steigen.

Wie sah die Reiseroute aus?

Meine Reise startete in Magdeburg, von wo ich eine Zugverbindung nach Lübeck gewählt habe. Nach einem Eisstop in weißer Vorahnung, dass bei schwedischen und dänischen Eisspreisen Eis wohl nicht auf dem täglichen Speiseplan stehen wird, einem Stadtspaziergang durch die schöne Altstadt und einem Abendessen stieg ich in den Nachtbus, der mich zum ersten Ausgangspunkt Uddevalla in Schweden brachte. Früh um 6.30 Uhr fiel ich dort angekommen ziemlich verschlafen mit zwei anderen deutschen Backpackern aus dem Bus. In diesem Moment wusste ich direkt besonders zu schätzen, mich auf mein Fahrrad schwingen zu können und gemütlich loszuradeln, statt einen der beiden schwer aussehenden Rucksäcke der anderen beiden Reisenden tragen zu müssen. Mir stand eine knapp 50 km lange Tour in Richtung Westküste bevor, auf der sich mir immer wieder schöne Ausblicke in die faszinierende Scherenlandschaft boten. Die nächsten beiden Tage verbrachte ich in der Umgebung von Grundsund, einem wunderschönen kleinen Fischerörtchen, mit Küstenwanderungen in jede mögliche Richtung, in beeindruckenden Felslandschaften und mit mindestens zwei Badestopps pro Tag. Im Anschluss daran ging es wieder mit dem Fahrrad zurück nach Uddevalla und von dort aus ca. 100 km weiter in Richtung Süden mit dem Zug nach Göteborg. Für zwei Tage erkundete ich die gemütliche schwedische Großstadt und entdeckte noch mehr Schärengebiete in der Nähe. Dank Regen am Nachmittag legte ich eine Zwangspause im Café ein und probierte die schwedische Kaffee- und Zimtschneckentradition aus. Anschließend ging es dieses Mal mit der Fähre von Göteborg aus weiter nach Frederikshavn, etwa 100 km weiter in Richtung Westen nach Dänemark. Von dort aus brachte mich der Zug nach Aalborg, wo ich am Abend meine Schwester empfing und ab da an endlich in guter Reisegesellschaft von ihr und ihrem Fahrrad, Amalie, war. Natürlich trägt auch ihr Fahrrad den Namen einer niederländischen Königstochter. Am nächsten Tag ging unsere gemeinsame Reise weiter in Richtung Norden. Nach etwa einer Zugstunde und 14 besonders anstrengenden Kilometern auf den Fahrrädern gegen den Wind erreichten wir Løkken. Dort erwarteten uns an zwei Tagen tolle Aussichten auf die Steilküste, eine riesige Sanddüne und ein Leuchtturm. Vor lauter Sand und Dünen um uns herum fühlten wir uns zwischenzeitlich fast wie in der Wüste. Wir bekamen noch einen wunderschönen Sonnenuntergang am Meer zu sehen, bevor die Reise weiter ging. Nachdem wir den starken Wind am letzten Stopp überwunden hatten, empfing uns als nächstes eine unerwartete Hügellandschaft. Hügel sind wahrscheinlich auch das Letzte, woran man denkt, wenn man Dänemark hört. Trotzdem befindet sich der Nationalpark Mols Bjerge, den wir uns als Stopp ausgesucht hatten, tatsächlich in einer der hügeligsten Gegenden Dänemarks. Entsprechend schön und abwechslungsreich war die Landschaft. Wir unternahmen eine Wanderung durch die Umgebung, radelten an der Küste entlang und legten ein paar Badestopps ein. Drei Tage später wartete Aarhus als unser letzter gemeinsamer Aufenthalt auf uns. Die zweitgrößte Stadt Dänemarks hat uns supergut gefallen. Der Hafenflair, die gemütliche Altstadt, der Strand in unmittelbarer Nähe – und alles war zu Fuß oder mit dem Fahrrad in nur wenigen Minuten erreichbar. Besonders hat uns in Aarhus fasziniert, dass man ganz einfach auf der Straße Second-Hand-shoppen konnte. Einige Bewohner*innen stellen Kleiderstangen mit Klamotten zum Verkaufen auf die Straße. Jedes Kleidungsstück ist mit einem Preisschild gekennzeichnet und mit einer Handynummer, an die man (leider nur mit dänischer Telefonnummer) den angegebenen Preis zahlen kann. Nach der gemeinsamen Erkundungstour durch Aarhus, einer erfolglosen Outdoor-Second-Hand-Shopping-Tour, der traditionellen Urblaubsabschlusspizza und vielen schönen gemeinsamen Momenten trennten sich unsere Wege wieder. Der Flixbus brachte mich zurück nach Hamburg und von dort aus nahm ich den Zug zurück nach Magdeburg.

Was hat die Reise zu einem besonderen Erlebnis gemacht?

Insgesamt sind mir Schweden und Dänemark einfach sehr sympathische Reiseländer. Beeindruckende Landschaften, viel wunderschöne Natur, die zum Wandern und Fahrradfahren einladen, kleine, bunte Häuschen, das Bewusstsein für Nachhaltigkeit, die Naturverbundenheit und außerdem ein ganz besonderer Sinn für Gemütlichkeit. Ich habe das Gefühl, die Menschen haben eine gewisse Gelassenheit, die ich manchmal in Deutschland vermisse. Ein super Beispiel ist das Niemandsrecht in Schweden. Während mich abgeschlossene Bootsstege in Deutschland mit einem Schild „Privat!“ nicht einmal davon träumen lassen, den Steg betreten zu wollen, werden Menschen auf schwedischen Anlegestegen dazu eingeladen, gerne die Möglichkeit zum Baden zu nutzen. Auch der Second-Hand-Kleiderverkauf auf der Straße hat uns gezeigt, dass die Leute sich hier scheinbar von Grund auf einander vertrauen.

Welche Herausforderungen hattest du bei deiner Reise?

Als Herausforderung würde ich es nicht bezeichnen. Am ersten Reisetag hatte ich ehr einfach ein bisschen Pech mit dem Wetter. Schon um 11.00 Uhr hat es unerwartet angefangen zu regnen und bis 16.00 Uhr auch nicht aufgehört. Ich hatte noch nicht einmal die Hälfte der Strecke geschafft und da ich eine Nachtfahrt hinter mir hatte, war ich übermüdet und wollte eigentlich so schnell wie möglich in meiner Unterkunft ankommen. Gleichzeitig hatte ich Glück, dass ich gerade als es zu regnen anfing, an einem Campingplatz mit überdachtem Kiosk war. Dort verbrachte ich die Zwangspause mit Lesen, Pommes Essen und Fanta Trinken, bis dann endlich, endlich gegen 16.00 Uhr der Regen wieder nachließ. Insgesamt war das aber auch der meiste Regen, den ich während meines ganzen Urlaubs abbekommen habe.

Ein kleiner Verlust, den wir außerdem auf unserer Reise hatten, war der Fahrradständer meiner Schwester, der kurz vor Aarhus gebrochen ist. In der Fahrradwerkstatt in Aarhus hatten wir dann eine sehr nette Begegnung. Nachdem der Mitarbeiter des Fahrradladens gehört hat, dass wir schon am nächsten Tag weiterreisen wollten, hat er uns ganz schnell den Fahrradständer gewechselt, obwohl er für den Tag eigentlich komplett ausgebucht war.

Was würdest du anderen Leuten empfehlen, die nach Schweden und Dänemark ohne Flugzeug reisen wollen?

  • Checkt günstige Reisezeiten. Ich war Ende August/ Anfang September in Schweden und Dänemark. Die Ferien- und Reisezeit war schon am 15.08. zu Ende. So waren die Wanderwege nicht mehr stark besucht und an den Badestellen gab es immer genügend Platz.
  • Nehmt das Fahrrad mit. Besonders fahrradfreundliche Länder wie Schweden oder Dänemark bieten wirklich tolle Möglichkeiten, um eine Stadttour oder einen Ausflug in die Natur ganz anders zu erleben. Dazu ist man auch z.B. beim Einkaufen oder für die Auswahl der Unterkünfte einfach flexibler.
  • Wenn ihr das Fahrrad mitnehmt, plant die Reise ins Ausland rechtzeitig. Fahrradplätze sind nur begrenzt verfügbar, deswegen gibt es früher natürlich eine bessere Auswahl. Wenn man von Deutschland mit Fahrrad ins Ausland oder zurück reisen möchte, kann ich Flixbus empfehlen. Bei der Deutschen Bahn war bisher die Buchung des Fahrradtickets nur am Schalter möglich (aber vielleicht ändert sich das auch bald).
  • Prüft außerdem schon im Voraus an eure Reise, mit welchen Verkehrsmitteln der Transport im Reiseland möglich ist. In beiden Ländern gab es in unseren Fällen in den Zügen immer Fahrradstellplätze. Bei Fernzügen war es sinnvoll, die Tickets im Voraus zu buchen. So waren die Preise noch günstiger. Insgesamt findet man genauere Informationen auf den Homepages der Zuganbieter.
  • Macht es wie die Schwedinnen und Schweden und badet auch mal zwischendurch bei 18°.

- von Paulina Roth