Über Generationen hinweg

Die Naturfreunde-Bewegung gibt es schon seit 125 Jahren. Genügend Zeit für verschiedenste Generationen sich zu engagieren und naturfreundlich aktiv zu sein. Wir haben eine Naturfreundefamilie aus Baden gefragt, wie so ein Engagement über Generationen hinweg aussieht.

Erzählt uns doch mal etwas über euch. Warum engagiert ihr euch bei den NaturFreunden?

Elvira: Das älteste Naturfreundemitglied in unserer Familie ist Peter und das seit 65 Jahren. Für ihn war es wichtig mit Gleichgesinnten Sport in der Natur zu machen und mit Skifahren, Bergwandern und Wildwasserfahren seine Freizeit zu füllen. Dann kam ich dazu und kurz darauf unser Sohn, später unsere Tochter. Irgendwann vergrößerte sich unsere Familie um meine drei Enkel und meine Enkelin. Die Freizeit meines Mannes wurde weniger, aber dafür mit der ganzen Familie verbracht. Uns ist es wichtig in einem Verein tätig zu sein, der sich für die Natur einsetzt und Menschen über alle Grenzen hinweg verbindet.

Hand aufs Herz: Was denkt ihr über das Engagement der jeweils anderen Generation?

Peter Junior: Ohne Engagement seiner Mitglieder ist jeder Verein zum Sterben verurteilt. Dabei ist das Alter der sich Engagierenden völlig egal.

Peter Senior und Elvira: Die Älteren können Wissen vermitteln und Werte weitergeben, während umgekehrt die jüngere Generation frische Inspiration und neue Ideen einbringt.

Es wird bei den NaturFreunden ja auch mal über die „Alten“ oder die „Jungen“ gelästert. Was sagt ihr dazu?

Peter Junior: Ganz egal, von welcher Seite „gelästert” wird – es darf jede*r zu jedem
Thema seine Ansicht vertreten. Da gilt es dann einen gemeinsamen Konsens zu finden, also Kompromissbereitschaft, Respekt und Vertrauen in den jeweils anderen.

Elvira: Solange der Naturfreundegedanke und das Ehrenamt weitergeführt werden, sollten alle Generationen mit ihren Mitteln und Wegen dazu beitragen und sich gegenseitig unterstützen.

Wie haben sich die NaturFreunde eurer Meinung nach verändert? Was findet ihr gut, was betrachtet ihr aber auch mit Sorge?

Elvira: Es ist toll, dass sich Naturfreund*innen immer noch für Klimaschutz, die Erhaltung der Naturfreundehäuser und für Freizeiten, Sport und Spiel engagieren. Das hat sich nicht geändert. Um die finanzielle Zukunft unserer Häuser mache ich mir in Zeiten von Corona jedoch große Sorgen.

Peter Junior: Alles ist „moderner”, technischer und schnelllebiger geworden. Das Angebotsspektrum ist inzwischen so riesig, dass sich niemand mehr festlegen will. Das macht die Planung enorm schwierig. Aber das ist ein gesellschaftliches Problem und kein von den NaturFreunden geschaffenes. Positiv finde ich aber, dass wir trotz der großen Konkurrenz viele unterschiedliche Veranstaltungen anbieten.

Gibt es einen Naturfreunde-Zyklus? Also verschiedene Phasen, die man von der Kindheit bis ins hohe Alter durchläuft?

Peter Junior: Irgendwie schon. Man startet als Kind mit Freizeiten, wird dann irgendwann selbst Betreuer*in, um dann mit der eigenen Familie mitzugehen. Dabei lernt man immer mehr, Verantwortung zu übernehmen.

Was waren eure schönsten Erlebnisse mit den NaturFreunden?

Elvira: Eine Weihnachtsfeier im Naturfreundehaus Moosbronn. Nach dem Theaterspiel standen plötzlich die ganzen älteren Naturfreundinnen auf und sangen „Hohe Nacht der klaren Sterne“. Es war sehr bewegend.

Marlene: Die Hausdienste, Übernachtungen mit Freundinnen und Kindergeburtstage im Naturfreundehaus Moosbronn.

Fynn: Die Feldbergwanderungen. Und mein 10. Geburtstag mit Übernachtung im Naturfreundehaus.

Anja: Die Familien- und später Jugendskifreizeiten als Betreuerin sowie viele tolle Hausdienste, erst mit meinen Eltern, mittlerweile mit meiner Familie.

Peter Senior: Die Hundertjahrfeier der Ortsgruppe Karlsruhe in 2016.

Emil: Flusskrebse fangen in der Moosalb, Staudämme bauen und Stöcke schnitzen.

Valentin: Die Familienfreizeiten.

Peter Junior: Die vielen gemeinsamen Unternehmungen, aber auch Dienste im Naturfreundehaus oder die Feiern zum ersten Mai.

Zum Schluss: was wollt ihr zum Thema Generationen gerne noch loswerden?

Peter Junior: Danke an die „älteren” Generationen für deren Engagement und die damit verbundenen schönen Erinnerungen und Erlebnisse. Ihr habt uns den Weg geebnet, den die „Jungen” nun auf ihre Weise weitergehen. Und das am besten gemeinsam mit allen Generationen.

Alle: Gegenseitiger Respekt!!!!

[aus: ke:onda, Ausgabe 1/2020 "Was uns verbindet"]