Frauke - Sätze mit „aber“

Es war zu einer Zeit, als ich mich viel mit Nazi-Deutschland beschäftigt und die Ausstellung „Topografie des Terrors“ in Berlin besucht habe. An Genaueres erinnere ich mich nicht mehr. Nur noch, dass ich dort die Fakten hörte, mit denen ich dann in einem sozialen Medium argumentierte.

Da war dieses Video. Es ging um den Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern. Genauer gesagt, ging es darum, dass in palästinensischen Schulbüchern rassistische Inhalte stehen würden, die den Hass im Konflikt weiter befeuern. Mich störte daran, dass nichts dazu gesagt wurde, was und wie über den Konflikt auf israelischer Seite gelehrt wird. Und so kam eines zum anderen:

Ich kommentierte. Jemand anderes antwortete. Es entstand ein Dialog. Ich zog einen Vergleich, holte die Fakten aus der Führung hervor. Prompt kam die Antwort: Vergleiche zwischen Nazi-Deutschland und Israel sind antisemitisch.

Ich wehrte mich. Bei mir ging es um die Anfangsjahre der NS-Diktatur, als Juden bereits verfolgt wurden. Aber doch nicht um die Gräueltaten, die jeder mit dem Wort „Holocaust“ verbindet! Und überhaupt, ich war doch auch einmal in Auschwitz gewesen! Ich bin doch kein Antisemit, mein Punkt ist doch aber…! Mein Dialogpartner verwehrte jegliche weitere Diskussion mit mir.

Ich war verärgert. Fühlte mich beleidigt. Dachte noch Tage lang darüber nach. Und in letzter Konsequenz löschte ich meinen Kommentar.

Die berüchtigten Sätze mit „aber“ sind nun für mich ein Signal, mein vorher gesagtes einmal zu reflektieren. Hier in Deutschland braucht es Mut Fehler offen zuzugeben. Das habe ich damals auch nicht gemacht. Aber ich wünsche mir auch, dass Leute, die einmal etwas unangemessen sagen, nicht gleich abgestempelt werden.

Und ich habe eingesehen, dass Vergleiche zwischen Nazi-Deutschland und Israel unnötig sind. Immer. Denn zwei Tage später fiel mir für meine Aussage ein treffenderer Vergleich ein.
 

Frauke